1/2024
Wenn in den vergangenen zwanzig Jahren in den Literaturwissenschaften und in der Öffentlichkeit starke Entwicklungen zugunsten postkritischer Positionen zu beobachten waren, die nicht mehr die Textarbeit, sondern das Erlebnis ins Zentrum stellen, wie können dann aufwendig erstellte Editionen auf mehr als allein spezialistische Zielgruppen hoffen?
Aktuelle Projekte wie die Dürrenmatt-Stoffe-Edition (2021) machen die Dramen der Textgenese produktiv zum Thema: in der Aufbereitung auktorialer Selbstauskünfte und autofiktionaler Korpora; ebenso in der philologischen Rekonstruktion aus Archivbeständen; schließlich in der Wahl der editorischen Präsentationsmodi. Sie bauen auf diese Weise Brücken zwischen textkritischer Expertise und erlebnisorientiertem Lesen.
Eröffnungsvortrag im Rahmen der Tagung: Friedrich Dürrenmatts Stoffe-Projekt in der digitalen Edition, Schweizerisches Literaturarchiv / Schweizerische Nationalbibliothek, 8. November 2024.